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Lasst uns über Physik reden

Natürlich geht es bei dieser Kampagne so ganz nebenbei auch um Physik. Okay, zugegebenermaßen geht es hauptsächlich um Physik. Und die wollen wir hier im Blog nicht vernachlässigen.

Thema dieser Kampagne sind Staubströmungen – genauer gesagt die Umströmung von Hindernissen durch Staubteilchen. Hierzu braucht man logischerweise 2 Dinge: strömenden Staub und ein Hindernis. Als wohldefiniertes Hindernis dient uns ein Wolframdraht (75 µm Durchmesser), der senkrecht zur Beobachtungsebene auf halber Höhe zwischen den Elektroden durch die Kammer gespannt ist. Beobachtet wird ein zentraler Schnitt durch das staubige Plasma. In der Mitte des Bildbereichs befindet sich also das Void. Der Draht ist daher (in horizontaler Richtung) etwas dezentral platziert. Klingt bestimmt erstmal ziemlich verwirrend. Aber ein Bild sagt bekanntlich mehr als 1000 Worte:

Schematischer Aufbau des Experiments; Ansicht von oben

Hier seht ihr auch gleich unsere Diagnostiken. Auf der einen Seite der Kammer befindet sich das hier stark vereinfacht dargestellte Stereoskopiesystem bestehend aus 4 Kameras, welche simultan den Bereich um den Draht beobachten. Gegenüber befinden sich zwei Hochgeschwindigkeitskameras, welche das Geschehen in 2 Dimensionen verfolgen. Eine der Kameras hat dabei eine ganze Hälfte der Staubwolke im Blick. Die zweite Kamera bietet ein kleineres Blickfeld und somit eine höhere Auflösung im Bereich um den Draht herum.

Soweit die Theorie. Irgendwie muss der Draht nun natürlich in der Kammer gehalten werden. Und das am besten, ohne das Plasma mehr als unbedingt nötig zu stören. Dazu wird zunächst auf dem Zwischenboden, der auch die untere Elektrode trägt, eine (auswechselbare) Grundplatte befestigt. Hierauf steht dann auf beiden Seiten der Elektrode je ein Keramikröhrchen mit 0,8 mm Außendurchmesser, zwischen denen der Draht gespannt ist. Diese Konstruktion erlaubt es, mehrere Grundplatte-Keramik-Draht-Module vorzuhalten, die dann zwischen den Flugtagen gewechselt werden können. Dadurch können wir verschiedene Positionen des Drahtes austesten. Außerdem würde eine Beschädigung des Drahtes, z.B. beim Dispenserwechsel, nicht gleich das Ende der Kampagne bedeuten. 😉

Aufbewahrungsbox für zusätzliche Draht-Module

Die Vorbereitung dieser Module ist eine etwas heikle Angelegenheit, da der Draht auf eine gewisse meschanische Spannung gebracht werden muss, andererseits aber die Keramikröhrchen nicht brechen dürfen. Anfangs war das noch mit einigen Verlusten verbunden. Irgendwann hatten wir den Dreh dann aber raus. Auch das Ein- und Ausbauen der Module hier vor Ort auf dem Flieger klappt deutlich stressfreier als befürchtet.

Eingesetzter Draht (hier: 20mm aus dem Zentrum heraus versetzt). Wer erkennt den eigentlichen Draht? 😉

Als zusätzliches Feature kann der Draht noch elektrisch vorgespannt werden. Rechts unten im vorigen Bild seht ihr den elektrischen Anschluss, der natürlich steckbar gestaltet ist.

Nun fehlt also noch die Staubströmung. Hier haben wir es uns einfach gemacht und bedienen uns der bereits seit langem vorhandenen Möglichkeit, den Elektrodenbias zu beeinflussen. Eine gegenphasige Modulation mit geringer Frequenz von typischerweise 0.5 bis 1 Hz sorgt dafür, dass das Plasma inkl. Staubwolke periodisch nach oben und unten geschoben wird. Dabei muss der Staub dann am Draht vorbei.

Soweit zunächst zu unserem Setup. Erste Beobachtungen und Ergebnisse folgen.

Flugtag 2

Mit leichter Verspätung sind André und Daniel (I+II) heute zum zweiten Flugtag aufgebrochen. Die Ground Crew ist in bewährter Manier nochmal zum Hotel zurück gefahren um in Ruhe zu frühstücken. Da die Parabeln heute über dem Atlantik absolviert wurden, ist die Gesamtflugzeit etwas kürzer als gestern. Inzwischen (12:30 Uhr) befindet dich die ZeroG schon wieder auf dem Rückweg.

Wir reinigen gerade noch schnell die Dispensertöpfe für morgen und erwarten unsere Parabonauten dann in etwa einer halben Stunde zurück.

Flugtag 1

Nun, das letzte Update ist wohl schon ein wenig her. Die weiteren Flugvorbereitungen verliefen jedoch auch weiterhin recht unspektakulär. Es wurden noch die Kammer gesäubert sowie die Dispenser befüllt. Wir hatten somit keine Probleme die Flugkonfiguration im Zeitplan zu erreichen und konnten uns am Sonntag sogar einen freien Nachmittag gönnen. Die gestrige Abnahme und der Engine-On-Test verliefen dann auch problemlos.

Befüllen der Dispensertöpfe während des Reviews

Heute sind dann André, Daniel (I) und Stefan zum ersten Flug dieser Kampagne gestartet. Geflogen wurde, wie ihr unten sehen könnt, über dem Mittelmeer. Anscheinend musste diesmal jedoch nicht über Frankreich besonders tief geflogen – geschweige denn gelandet – werden. Durch den Hin- und Rückflug betrug die Gesamtflugzeit knapp 5 Stunden. Mit den Ergebnissen sind wir nach erster Einschätzung sehr zufrieden und freuen uns daher auf den morgigen zweiten Flugtag. Gerade werden noch die letzten Daten gesichert sowie die befüllten Dispensertöpfe für morgen eingebaut.

Es kann losgehen

Die Flugcrew für morgen steht fest: André, Daniel, Stefan… und Cordula werden die 31 Parabeln des ersten Flugtags absolvieren. Ja, sie hat es tatsächlich geschafft! Ab nun wird sie uns also wieder bei unseren Messungen begleiten und somit die Datenqualität mindestens verdoppeln. An dieser Stelle ein großer Dank für die überwältigende Unterstützung in der Umfrage! Möglicherweise habt ihr mit zur Entscheidung der Novespace beigetragen. 😉

Das bedeutete für uns natürlich noch eine wichtige Aufgabe. Bekanntlich erfüllt Cordula neben der moralischen Unterstützung noch eine weitere Rolle an Bord, nämlich die des HPGID. Wie jeder Physiker weiß, müssen Präzisionsmessinstrumente regelmäßig, mindestens jedoch nach gravierenden Umbauten, neu kalibriert werden.

Hier seht ihr Daniel, Christina und André (und natürlich Cordula selbst) im Flieger bei diesem überaus heiklen Prozess:

Damit sollte die „neue“ Cordula nun endgültig ihre volle Einsatztauglichkeit zurückerlangt haben. Wir freuen uns schon darauf, uns morgen von ihr die Flugphase (pull-up bzw. -out, Schwerelosigkeit oder steady flight) anzeigen zu lassen.

Operation Cordula

Wir sind euch ja noch eine Erklärung schuldig. Bei der letzten Kampagne hat Cordula das finale Safety-Review nicht bestanden und musste am Boden bleiben. Auslöser dieses Debakels war ursprünglich eine leicht beschädigte Naht, wodurch das Risiko von austretendem Füllgranulat bestand. Zwar konnte Hjördis die Naht reparieren. Doch man nahm den Vorfall bei der Novespace zum Anlass, jegliche Art von granulatgefüllten Maskottchen grundsätzlich nicht mehr zuzulassen. Irgendwie auch verständlich.

Daher wurde Cordula nun einer radikalen Operation unterzogen. Fachkundig wurde ihre gesamte Füllung entfernt und durch Füllwatte ersetzt. Anschließend gab’s noch eine ordentliche Mahlzeit. Nun macht sie wieder einen wohlgenährten Eindruck. Somit sind wir zuversichtlich, dass sie sogar ohne den bisherigen Fluganzug an Bord gehen kann.

Morgen wird es dann spannend. Dann entscheidet sich nämlich, ob sie die Flugfreigabe erhält. Was glaubt ihr – wird sie es schaffen?

Wird Cordula die Flugfreigabe erhalten?

  • Ja! Ich war immer Fan und glaube an sie! (82%, 9 Votes)
  • Ja, aber nur double-contained. (9%, 1 Votes)
  • Zum Glück wird sie wohl für immer am Boden bleiben müssen. (9%, 1 Votes)
  • Ich sehe da schwarz, drücke aber trotzdem die Daumen. (0%, 0 Votes)
  • Schickt sie doch endlich selbst in den Ruhestand! (0%, 0 Votes)

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Zwischenschritt: Cordula fühlt sich irgendwie so leer.
Stärkung nach dem Eingriff

Boarding des Experiments

Tatsächlich ging’s gestern Nachmittag zügig mit dem Einladen des Experiments los. Per Gabelstapler wurden die Racks zunächst auf eine Hubplattform befördert, mittels derer sie dann auf Höhe der Flugzeugkabine gebracht wurden. Oben ging’s dann „wie immer“ per Hubwagen und Muskelkraft weiter. Routiniert war das schnell erledigt. Auch das Verkabeln der Racks klappte problemlos.

Komplett ohne Komplikationen ging es dann aber doch nicht von statten: Ein Aufnahmerechner der 2D-Diagnostik war der Meinung, eine seiner Framegrabber-Karten nicht mehr zu kennen. Somit wurde direkt heute früh als erste Aktion der Rechner ausgebaut. Ein ernster Blick ins Innere und ein Neu-Stecken der Karte hat dann anscheinend gereicht, um den Rechner wieder auf die richtige Spur zu bringen. Drückt uns die Daumen, dass es damit tatsächlich getan ist.

Ebenfalls bereits gestern wurde eine weitere Aufgabe identifiziert: Der EPC hatte vergessen, eine Objektivschelle der 2D-Diagnostik festzuschrauben. So hat sich Daniel (II) dann geopfert und ist unser aller Lieblingsbeschäftigung nachgegangen: Ersatzschŕauben auf die richtige Länge kürzen (Grüße an dieser Stelle an Peter!). Damit war diese Baustelle dann auch abgehakt.

Was noch blieb, waren Routineaufgaben: Justieren des Lasers, Einstellen und Kalibrieren der Kameras. Im Folgenden seht ihr das diesjährige Experiment im Flieger.

Sieht doch schon fast aus wie Flugkonfiguration, oder? Mittlerweile wurden übrigens auch die letzten Schaumstoffmatten eingebaut. Wenn nicht noch neue Probleme auftreten, hoffen wir auf einen entspannten morgigen (Sonn-)Tag, an dem wir die Kammer reinigen sowie die Sequenzen für den Flug proben werden. Am Montag sind dann das Review durch Novespace und der Engine-On-Test angesetzt.

PS: Es gibt wieder Impressionen. Schaut doch mal vorbei.