Error 404 – Drop Not Found

Liebe Interessierte der Plasmaforschung unter Schwerelosigkeitsbedingungen,

seit Montag haben sich Mulle, Stefan und ich erneut in Bremen eingefunden um eine weitere Kampagne am ZARM durchzuführen. In den letzten Wochen und Monaten seit der letzten Kampagne Anfang November 2017 haben besonders Mulle und Stefan an der Verfeinerung des Experiments gearbeitet. Eine große Baustelle war dabei das Timing der Zugmagnete. Im Laufe der letzten Kampagne stellte sich heraus, dass der Schwerelosigkeitssensor vom ZARM nicht genau genug die Schwerelosigkeit vermelden konnte und somit die Zugmagnete auf einer Skala von 50-100 ms neben dem Einsetzen der Schwerelosigkeit auslösten – mal zu früh, mal zu spät.

Mit einem verbesserten Sensor soll dies nun besser werden, sodass wir die Expansion von Mulles Clustern in der Schwerelosigkeit nun bald beobachten können.

Am Montag haben wir mit dem Aufbau des Experiments hier in Bremen begonnen. Dabei blieben uns größere Probleme vorerst erspart. Am Dienstag aber kam alles anders. Bei der Inbetriebnahme des Vakuumsystems standen wir vor einem unauffindbaren großen Leck. Das Leck sorgte dafür, dass die Turbopumpe nicht richtige anspringen wollte und nur bis 110 Hz anfuhr. Nach dreistündiger Suche war der Bösewicht gefunden – ein defektes Gewinde an den Zugankern. Durch die kompetente und schnelle Unterstützung des Fallturmteams konnte das Gewinde innerhalb von 20 Minuten repariert werden. Die Kammer war dann dicht.

Nach dem Abpumpen und Befüllen der Kammer mir Argon kam allerdings auch schon der nächste Rückschlag. Der RF-Generator ließ sich nicht mehr steuern und gab volle Leistung. Na toll. Generator kaputt. Nach langem überlegen und herumfragen ob noch jemand irgendeinen RF-Generator zur Hand habe und Überlegungen einen aus Greifswald zu holen/bringen zu lassen, packte Mulle und Stefan der Ehrgeiz nochmal: Generator aufgemacht und mal reingeguckt.  Sieht doch eigentlich alles normal aus – aber da: einem Kondensator musste der Kragen geplatzt sein. Doch er allein war nicht das Problem. Der daneben verbaute Chip selbst hatte den Geist aufgegeben. Nach längerem Tüfteln und Prüfen war dann auch klar welche Eigenschaften der Chip bringen sollte und welche Optionen wir nun noch hatten. Da es auch schon 20 Uhr geworden war und keine Fallturmbesatzung mehr anwesend war, beließen wir es für den Abend erstmal dabei und verschoben alles Weitere auf heute morgen. Die Frage wie es nun weitergehen sollte ohne funktionierenden RF-Generator ließen wir uns dann noch beim Mexikaner des Vertrauens durch den Kopf gehen.

Heute morgen dann die Erlösung – das ZARM-Team hat noch einen vergleichbaren 0815 Chip. „Schnell“ eine neue Platine gelötet und schon ist es 11 Uhr. Aber damit scheint es zu gehen.

Den ersten Abwurf haben wir damit heute leider verpasst. Dieser hätte aber auch aufgrund des Windes an der Turmspitze nicht stattfinden können. Somit erhoffen wir uns jetzt einen abklingenden Wind und die erfolgreiche Feinjustierung der Kameras. Dann kann das heute Nachmittag noch was werden.

Modifizierter RF-Generator
Modifizierter RF-Generator mit zusätzlicher Chip-Box auf dem Deckel und neuen Ein- und Ausgängen am Gehäuse

Ankunft in Greifswald

Jetzt sind wir doch endlich in Greifswald angekommen. Mulle haben wir auch schon  weggebracht. Stefan und ich müssen nur noch den vollgestopften Transporter auspacken und alles im Labor verstauen. Zugegebenermaßen: Hätte der Autovermieter uns nicht den extra langen Transporter gegeben, hätten wirmit all dem Equipment ganz schön alt ausgesehen. In Zukunft sollten wir also vielleicht nochmal darüber nachdenken, das DUFF Experiment per Spedition zu verschicken. Hoffentlich lässt der Bote es nicht (zu früh) fallen…

Gute Nacht

Live-Blog: Abwurf MAD-17-4

Nun steht doch tatsächlich der letzte Abwurf der aktuellen Kampagne an. Im Vergleich zum vorherigen Drop haben wir nochmal den Zeitpunkt zum Entfernen des Confinementringes 50 ms nach hinten verschoben.
[13:39] Aktuell wird die Plasmakammer mit Argon geflutet.
[13:40] Auch bei diesem Abwurf ist das Plasma direkt an der richtigen Stelle gezündet.
[13:41] Einfang eines Clusters. Im Anschluss direkter Abwurf. Der Cluster ist nicht vorzeitig entschwunden.

Für Näheres müssen wir jetzt erstmal den Turm wieder fluten, um an die Kapsel zu kommen. Das Belüften dauert nun ca. 30 Minuten. Im Anschluss werden wir relativ zügig unsere Sachen zusammen packen und uns auf die hoffentlich nicht zu volle A1 begeben.

Das war es also erstmal von dieser Kampagne. Die Drops sind gelutscht.

Live aus dem Kontrollraum

Wir melden uns kurz vor dem nächsten Abwurf MAD-17-3. Terminiert ist er für 10:10. Wir sind gespannt, Argon ist bereits in der Kammer.

[Edit: 10:10:24] Plasma ist problemlos im ersten Anlauf gezündet worden, der Laser ist an.
[Edit: 10:10:47] Cluster eingefangen. Der Abwurf steht kurz bevor.
[Edit: 10:11:08] Abwurf.
[Edit: 10:11:08] Cluster weg.
[Edit: 10:11:12] Kapsel ist sanft gelandet.
[Edit: 10:14:22] Laut übereinstimmenden Medienberichten gab es tatsächlich einen Abwurf über Bremen.

Erste Resultate des Abwurfs

  • die Magnete haben funktioniert – die Ringe wurden zur Seite weggezogen.
  • im Moment gibt es noch keine gesicherten Informationen über das Verhalten des Clusters. Weg war er jedenfalls am Ende.

Parabelflüge und Fallturm-Experimente an der Universität Greifswald